Korrekturschleifen sind ein wesentlicher Bestandteil jedes kreativen Prozesses – so auch im Webdesign. Richtig genutzt sind die Überarbeitungen eine großartige Möglichkeit, um das Beste aus dem Design herauszuholen.
In diesem Artikel erfährst du deshalb, wie eine Korrekturschleife idealerweise ablaufen sollte und wie viele du in der Regel einplanen kannst.
Was ist eine Korrekturschleife?
Korrekturschleife, Überarbeitung, Feedback-Loop oder Design-Revision:
Diese Begriffe bezeichnen einen Schritt, der recht weit hinten im Webdesign-Prozess angesiedelt ist. Und doch ist er einer der wichtigsten. Warum?
Die Korrekturschleife gibt dem Kunden die Möglichkeit, sein Feedback zu einem Design zu geben. Auch wenn im Briefing bereits ausführlich besprochen wurde, wie das Webdesign später einmal aussehen soll, kommen dem Kunden womöglich neue Gedanken, sobald er das Design vor Augen hat. Oder aber er hat Rückfragen, Anmerkungen oder andere Überarbeitungswünsche.
Dem Webdesigner bietet die Überarbeitungsrunde die Möglichkeit, das Design noch einmal genau an die Wünsche des Kunden anzupassen. Er kann sich konkretes Feedback abholen und ihm fällt es dadurch leicht, die Anpassungen vorzunehmen.
Trotzdem stellt sich schon vorab oft die Frage:
Wie läuft so eine Korrekturschleife ab? Wird sie extra berechnet? Wie viele Überarbeitungsrunden sollten wir einplanen?
Korrekturschleife und Änderungswunsch:
Was ist der Unterschied?
Es gibt einen Unterschied zwischen einer Korrekturschleife und einem Änderungswunsch:
Korrekturschleife:
Eine Korrekturschleife bewegt sich innerhalb des ursprünglich vereinbarten Projektumfangs. Es handelt sich um einen Feinabstimmungsprozess, der das Design näher an die ursprünglichen Vorstellungen heranführt. Der Webdesigner arbeitet weiter an einem bestehenden Entwurf.
Änderungswunsch:
Im Gegensatz dazu wird bei einem Änderungswunsch der ursprüngliche Umfang überschritten oder in eine neue Richtung gedacht. Der Webdesigner benötigt hierfür wesentlich mehr Zeit, weil er den Entwurf (teilweise) neu umsetzen muss.
Geringfügige Änderungen
Bei folgenden Anpassungen handelt es sich um geringfügige Änderungen an einem Entwurf:
- Anpassung von Schriftarten aufgrund der Lesbarkeit oder aus stilistischen Gründen
- Änderung der Inhaltsreihenfolge/Struktur zur Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit
- Geringfügige Anpassung der Farben, damit diese besser zum Branding oder zur gewünschten Stimmung passen
- Austausch von Bildern oder Graphiken
- Hinzufügen eines Call-to-Action-Buttons oder eines kleineren, graphischen Elements
- Überarbeitung bestehender Text-/Designblöcke
- Korrektur der Ausrichtung oder Raster
Diese geringfügigen Änderungen haben in der Regel keine großen Auswirkungen auf den vorab definierten Zeitplan, da sie vom Webdesigner so mit einkalkuliert werden. Im Normalfall fallen hierfür also keine extra Kosten an, weil der Designer diesen Schritt bereits in den Projektumfang einberechnet hat.
Große Änderungen
Bei folgenden Anpassungen handelt es sich um große Änderungen an einem Entwurf:
- Eine Änderung des Brandings, Stils, der gewünschten Stimmung oder der angedachten Inhaltsstruktur in der Mitte des Projekts
- Änderung von mehr als ca. 15 % des bestehenden Designs, was erhebliche Layout-Änderungen, das Hinzufügen oder Entfernen von Funktionen oder andere wesentliche Modifikationen beinhalten kann
- Einführung neuer Funktionen, die zu Beginn nicht besprochen wurden
- Ausweitung des Umfangs auf zusätzliche Unterseiten oder Pfade
- Änderung der Zielplattform oder Endgeräte, für die das Design ursprünglich entwickelt wurde
- Überarbeitung der Customer Journey, die zu einer Neugestaltung der Benutzeroberfläche führt
Diese Punkte ziehen meist einen großen Zeitaufwand nach sich, da hier teilweise die Webdesign-Strategie neu gedacht werden muss. Anschließend muss der Webdesigner alle bestehenden Elemente anpassen, entfernen oder neue Inhalte hinzufügen. Dementsprechend wird dieser Arbeitsaufwand im Normalfall mit zusätzlichen Kosten verbunden sein.
Tipp:
Um zusätzliche Kosten zu vermeiden, sollten Kunden und Auftraggeber sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung und das Briefing-Gespräch mit dem Webdesigner nehmen.
Erfahre mehr: Briefing richtig erstellen – die umfangreiche Anleitung für ein erfolgreiches Projekt-Briefing
Wie viele Korrekturschleifen gibt es?
Zu Beginn eines Designprojektes ist die Frage, wie viele Überarbeitungen in den Projektumfang aufgenommen werden. Es gibt verschiedene Ansätze:
Entweder wird die Anzahl der Korrekturschleifen schon vorab fest definiert. Oder die Türen für unbegrenzte Änderungen werden offengehalten. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.
Wer sich für eine feste Anzahl von Überarbeitungen entscheidet, profitiert von einem klaren Fahrplan – das gilt für beide Seiten. Dieser Ansatz führt zu zielgerichteten, effizienten Feedbackschleifen, die dabei helfen, schnell herauszufinden, was angepasst werden muss.
Dies fördert eine konstruktive und offene Beziehung zwischen Webdesigner und Kunden. Außerdem bringt das natürlich auch finanzielle Vorteile mit sich: Der Kunde weiß direkt zu Projektbeginn, welche Kosten auf ihn zukommen. Böse Überraschungen ausgeschlossen.
Auf der anderen Seite mag es vor allem für den Kunden vielleicht verlockend erscheinen, wenn er unbegrenzte Änderungswünsche äußern darf, doch:
Das kann dazu führen, dass sich ein Projekt unnötig in die Länge zieht, weil es schwieriger ist, Entscheidungen zu treffen. Neben den verzögerten Zeitplänen fallen meist höhere Kosten an.
Wie kann ich unnötige Korrekturschleifen vermeiden?
Mindestens eine Korrekturschleife wird es bei jedem Projekt geben.
Es ist wichtig, dass sowohl der Kunde als auch der Webdesigner sich gegenseitig Feedback geben. Und trotzdem sollte es das Ziel beider Seiten sein, die Korrekturschleifen so gering wie möglich zu halten. Doch wie gelingt das?
Der erste Schritt eines jeden Webdesignprozesses ist ein gemeinsames Kennenlernen und ausführliches Briefing-Gespräch. In der Regel arbeitet jeder Webdesigner mit einem eigenen Fragebogen oder stellt die relevanten Fragen in einem persönlichen Gespräch. Hier hat der Kunde die Möglichkeit, seine Vorstellungen zu äußern – und sollte das so konkret wie möglich tun.
Nach dem Briefing-Gespräch wird der Webdesigner nicht sofort mit dem finalen Ergebnis auf den Kunden zukommen. In der Regel passieren bis dahin noch viele, kleine Schritte. Immer wieder hat der Kunde dadurch die Möglichkeit, das Design gemeinsam mit dem Webdesigner in die richtige Richtung zu lenken.
Wichtig:
Der Auftraggeber kann den Webdesigner/die Agentur ganz offen fragen, wie die Kommunikation ablaufen wird und an welchen Punkten Feedback gewünscht ist.
Oder umgekehrt kann der Webdesigner dies schon zu Projektbeginn, bzw. in der Angebotsphase explizit darauf hinweisen.
Korrekturschleifen sind ein Teil des kreativen Prozesses
In der Regel enthalten Webdesignprojekte ein bis drei Korrekturschleifen – die erfahrungsgemäß vollkommen ausreichend sind. Oft gelingt ein Design auch schon beim ersten Mal, aber die Abstimmung mit dem Kunden ist wertvoll, um ein zielgerichtetes und langfristig zufriedenstellendes Design zu kreieren.
Wichtig:
Korrekturschleifen sind kein Zeichen von Ineffizienz, sondern ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem erfolgreichen Resultat.
Vor Projektbeginn sollte also schon frühzeitig abgestimmt sein, wie Korrekturschleifen ablaufen und welche Anzahl normalerweise anfällt.
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