Wer kennt sie nicht, die Schriftwahl-Problematik?
Was früher die Arial, Helvetica und Times New Roman waren, sind nun die Roboto, Source Sans Pro oder die Playfair Display. Also Schriftarten, die sehr häufig von vielen Webdesignern eingesetzt werden, natürlich auch, weil sie recht leserlich sind.
Diese Fonts sind also so ein bisschen die Standard-Schriftwahl – kann man nicht viel falsch machen, sind aber halt auch nicht besonders individuell, und schon gar nicht mutig.
Klar, diese „neuen Standardfonts“ sind eben – dank Google – einfach verfügbar. Halt die DSGVO beachten, dann passt das schon.
Aber hey, du bist ja nicht Webdesigner geworden, um „Standarddesigns“ abzuliefern. Du willst deinen Kunden mehr liefern, einzigartige, großartige, hochwertige Designs.
Vielleicht bist du pfiffig und schaust dich schon bei den Adobe Fonts um, hast dann aber mit zwei Problematiken zu kämpfen: Dein Kunde braucht auch ein Adobe-Abonnement, und schon wieder die DSGVO…
Ich hätte da einen Vorschlag für dich:
Moderne und schöne Schriften von sogenannten (Type) Foundries. Also sozusagen direkt beim Hersteller gekauft und nicht über den „Zwischenhandel“. Das Problem ist halt, man könnte dann nicht bei einem Anbieter wie Google oder Adobe Fonts mit hunderten oder tausenden Schriften durchblättern, sondern hätte halt jeweils „nur“ wenige Fonts zur Auswahl. Es ist vielleicht ein bisschen vergleichbar mit einem Modegeschäft: Du kannst zu H&M oder Breuninger gehen und bekommst eine große Auswahl unterschiedlicher Klamotten. Oder du geht zum spezialisierten Modegeschäft, die haben nicht diese breite Auswahl, aber dafür hochwertige Kleidung. Alles Top-Qualität. Vielleicht brauchst oder willst du gar keine teuren Top-Klamotten tragen, was ja absolut ok ist. Und da wird Vergleich zum Modegeschäft ungünstig. Denn die Designs für deine Kunden sollen aber vielleicht TOP sein. Und nicht unbedingt das H&M unter den Webdesigns…
Schöne und moderne Schriften
Und genau dafür habe ich mich, sozusagen für dich, auf die Suche gemacht:
Ich habe moderne Fontshersteller abgesucht und dabei 20 schöne Schriftarten herausgepickt, die modern sind und die sich auch schon in Websites bewährt haben. Das sind 20 Fonts direkt vom Hersteller. Diese müssten also – pro Schriftschnitt– gekauft werden. Das klingt erstmal ungünstig, scheinen eben wieder die Google Fonts und Adobe Fonts ja quasi kostenlos zu sein. Und jetzt das große ABER:
In deinen Designs sollte keine Gratismentalität herrschen!
Etwas weitergedacht: wenn diese Mentalität überall herrschen würde, dann hätte dein Kunde einen Homepagebaukasten bemüht, oder ein billiges Template eingekauft und nicht deine (teure) Dienstleistung in Anspruch genommen.
Aber ich weiß ja, Fotos, Grafiken, Templates und eben Schriften – alles gibt es irgendwo günstig und billig und umsonst. Aber nicht immer ist die Qualität auch entsprechend gut. Im Gegenteil, oft genug muss man lange suchen, um hochwertiges UND günstiges zu bekommen.
Doch gerade bei Schriften wird es sich oft genug lohnen, den ein oder anderen Euro in die Hand zu nehmen und in einen hochwertigen Font zu investieren. Diese Schrift ist für deinen Kunden dann ja auch so etwas wie eine neue Hausschrift, trägt also auch einen großen Teil dazu bei die visuelle Identität zu bilden. Besucher und Kunden deines Kunden sind ständig mit dessen Schrift konfrontiert. Hier also zu investieren, und das sind ja keine Unsummen, ist eine rentable Ausgabe!
Also, lange Reder kurzer Sinn – schaue dir diese 20 ausgewählten modernen und schönen Schriften gut an. Lasse dich davon anregen, vielleicht die ein oder andere auszuprobieren oder bei den Herstellern nach weiteren Fonts Ausschau zu halten. Und vor allem: Setze eben nicht immer nur auf die ewig gleichen Google Fonts…
Entdecke 20 moderne und schöne Schriften:
Founders Grotesk
Die Founders Grotesk ist, wie der Name schon sagt, eine Groteskschrift, eine sog. serifenlose Linear-Antiqua und stammt aus dem neuseeländischen Schriftdesignstudio Klim Type Foundry.
Die Founders Grotesk erinnert an klassische Groteskschriften aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Sie ist in zehn Schnitten verfügbar und zur Ergänzung gibt es noch weitere Fonts wie Founders Grotesk Condensed oder Founders Grotesk Mono. Sie ist eine schlicht-markante Serifenlose Schrift, die sich sowohl für Fließtexte wie Headlines einsetzen lässt.
Maison Neue
Die Maison Neue stammt von der Rype Foundry Milieu Grotesque aus Lissabon. Sie ist eine groteske serifenlose Schrift, die über insgesamt über 3 Schriften (Standard, Extended, Mono) mit zusammen 40 Schnitten verfügt und somit breit einsetzbar ist.
Editorial New
Die Editorial New stammt vom Designer Mathieu Desjardins und seiner Pangram Pangram Foundry. Sie ist eine schmale Serifenschrift, die an Serifenschriften, der 90er Jahre erinnert. Sie wirkt klassisch-elegant und gleichzeitig hat sie einen charakteristischen und modernen Touch. Aufgrund ihrer schmalen Buchstaben ist für Mengentext gut geeignet.
Die Editorial New kommit mit acht Strichstärken daher, jeweils mit passenden Kursivschnitten.
Favorit
Die serifenlose Schrift Favorit stammt aus der Schweizer Foundry Dinamo. Sie ist eine geradlinige und kontrastarme Groteskschrift, die die geometrisch wirkt mit kleinen Besonderheiten, bzw. wie es der Hersteller nennt mit „einer humorvollen Note“.
Die Favorit ist in fünf Strichstärken mit entsprechenden Kursivschnitten sowie in einigen Sonderschnitten und einer unterstrichenen Version verfügbar. Zusätzlich gibt es die Unterfamilien Favorit Extended, Favorit Expanded und die Mono-Spaced-Version Favorit Mono.
Self Modern
Bei Self Modern lies sich der französische Designers Lucas Le Bihan von traditionellen japanischen Serifenschriften inspirieren. Entstanden ist eine markante Serfifenschrift, die über fünf Schnitte verfügt.
Söhne
Der Font mit dem schönen Namen Söhne ist im Grunde eine moderne Grotesk-Schrift. Man könnte sie vielleicht als moderne Helvetiva bezeichnen.
Sie liegt in 16 Schnitten vor, außerdem gibt es eine Condensed-Version (Söhne Schmal), eine Wide-Version (Söhne Breit) und eine Monospaced-Version (Söhne Mono).
GT Alpina
Die GT Alpina ist laut Selbstbeschreibung der Grilli Type Foundry ein „Arbeitstier mit Serifen“. Sie kommt mit markanten, manchmal extravaganten Serifen daher, ist aber gut für alle Arten von (langen) Texten einsetzbar. Ausdrucksstark und pragmatisch könnte man sie nennen.
Die GT Alpina-Familie ist mehreren Breiten erhältlich, ergänzt mit einer Schreibmaschinenversion. Ingesamt verfügt die Schriftfamilie über 70 Schnitte.
Signifier
Eine Schriftdesignstudio Klim Type Foundry. Designer Kris Sowersby nennt den Font selber „eine brutalistische Antwort auf Schriften des 17. Jahrhunderts“. Vielleicht ist es nicht ganz so krass, auf jeden Fall ist es eine sehr markante, moderne Serifenschrift, die einige Eigenheiten aufweist. Insgesamt 14 Schnitte machen die Signifier auch flexibel einsetzbar.
GT America
Die GT America ist eine serifenlose Schrift, inspiriert von Schweizer und amerikanischen Groteskschriften. Sie ist eine moderne Alternative zu den serifenlosen Standard-Schrifften wie Roboto, Helvectia und Konsorten.
Die GT America ist umfangreich mit fünf Breiten sowie einer monospaced Version, jeweils mit sieben Strichstärken erhältlich.
Canela
Die Canela wirkt wie eine Schrift, die noch nicht genau weiß, ob sie eine Sans-Serif- oder Serifen-Schrift sein soll. Was wie der Beginn von Serifen scheint, sind dann doch nur leichte Ausweitungen an den Strichenden – und haben gerade dadurch fast monumentalen Charakter, als ob Steinmetze hier ihre Arbeit verrichtet hätten. Die Canela wirkt so einerseits weich und klassisch, doch gleichzeitig auch stabil und modern.
Vier Schriftvarianten mit jeweils mindestens zwölf Schnitten machen die Canela auch flexibel einsetzbar.
Mabry
Die Mabry ist eine Mischung aus Grotesk und geometrischen Sans-Serif-Schriften wie bspw. der Futura. So wirkt sie gleichzeitig zeitgenössisch und historisch, streng und locker, raffiniert und grob. Kleine Besonderheiten lassen die Schrift manchmal ein wenig schelmisch daherkommen.
Die Schriftfamilie ist in fünf Strichstärken mit passenden Kursivschnitten erhältlich. Ergänzend gibt es noch eine Monospaced-Version.
Basis Grotesque
Die Basis Grotesque wurde von frühen Grotesken inspiriert, hat aber ein paar „Macken“, um besondere Formen zu schaffen.
Sie ist in 16 Schnitten verfügbar, die durch eine Monospaced-Version ergänzt werden.
Ogg
Inspiriert von der Handschrift des Buchdesigners und Kalligraphen Oscar Ogg aus dem 20. Jahrhundert, fängt Ogg die einzigartige Mischung aus kalligraphischer und typographischer Form ein, die er durch die Verwendung von Schreibfedern und Pinseln erreicht hat.
Als kalligrafische Serifenschrift kann sie so elegant mit einem persönlich Touch wirken. Die Ogg ist in zehn Schnitten erhältlich.
Untitled Sans
Die Untitled Sans ist eine schlichte, neogroteske Sans, die wie eine gewöhnliche Schrift ohne besondere Merkmale aussieht. Das macht sie einerseits beliebig-langweilig, und manchmal gerade deswegen so nützlich für bspw. Mengentexte.
Die Schriftfamilie ist in fünf Schnitten mit passenden Kursivschnitten erhältlich. Es gibt noch eine begleitende Serifenversion, Untitled Serif, die visuell nicht mit der Untitled Sans verwandt ist, aber das gleiche „gewöhnliche“ Konzept verfolgt.
Graphik
Die Graphik wurde so konzipiert, dass sie schmal und platzsparend ist, ohne komprimiert zu wirken. So kann sie für Mengentext wie Headlines gleichermaßen zum Einsatz kommen, als Hauptschrift oder ergänzend. Das Design der Graphik wurde von Grotesken und geometrischen serifenlosen Schriften des 20. Jahrhunderts inspiriert.
Flexible 18 Schnitten sind zur Auswahl, noch sieben weitere Schriften mit engeren Breiten wären ergänzend verfügbar.
GT Super
Die GT Super wurde von den in den 1970er Jahren beliebten Display-Schriften wie Times Modern oder Perpetua Super (nach der sie benannt wurde) inspiriert. Sie hat eine ausdrucksstarke und eigenwillige Natur kalligrafischer Bewegungen, die in stabile, typografische Formen gezwungen werden.
Die Familie ist sowohl in Text- als auch in Display-Versionen erhältlich, die jeweils fünf Schnitte mit entsprechenden Kursivschnitten umfassen.
GT Walsheim
Inspiriert von den Schriften der Schweizer Plakatdesigner-Legende Otto Baumberger aus den 1930er Jahren, ist GT Walsheim eine freundliche, aber präzise Schrift. Sie hat einige interessante Merkmale, die sie von anderen geometrischen Sans-Schriften unterscheidet, wie bspw. den Balken, der beim großen G nach außen ragt.
Die GT Walsheim ist in acht Strichstärken erhältlich, jeweils mit passenden Schrägstrichen.
Druk
Die Druk ist eine „Extreme“: Es gibt sie in einer sehr schmalen und sehr breiten Variante, die es in keiner Light-Variante gibt, sondern nur in dickeren. Der Schriftdesigner Berton Hasebe wollte so vermeiden, dass der Schwerpunkt der Schrift weg von den betonten Stilen führt. Die Druk ist somit keine Schrift für alltägliche Einsatzzwecke. Als Ergänzung zu anderen serifenlosen Schriften funktioniert sie dagegen gut und mit ihren extremen Breiten lassen sich ausdrucksstarke Designs schaffen.
Mit jeweils 8 Schnitten, aber eben keine leichtere als der normale Schnitt, ist sie trotzdem noch flexibel genug.
Apercu
Die Apercu ist eine groteske serifenlose Schrift und ein bisschen eine moderne Variante der Schriftenklassiker Gill Sans oder Franklin Gothic. Das Design ist charaktervoll und eigenwillig und lässt sich leicht von anderen Groteskschriften auf dem Markt unterscheiden.
Die Apercu ist in acht Strichstärken erhältlich, jeweils mit passenden Kursivschnitten. Ergänzend gibt es noch vier Monospace-Schnitte.
Ideal Sans
Die Ideal Sans wirkt wie eine warmherzige Sans-Serif-Schrift, etwas was es selten gibt. Wenig gerade Linien und wenig Symmetrien lassen sie fast organisch und handgemacht wirken, was man sonst eher von Serifen-Schriften kennt.
Die Ideal Sans verfügt mit 16 Schnitten über ausreichend Auswahl.
Moderne und schöne Schriften
Als Designer sucht man ja ständig schöne und außergewöhnliche Farbkombinationen, Grafiken, Icons, Illustrationen – und eben Schriftarten. Mit dieser Schrift-Sammlung hast du nun mindestens zwanzig neue im Repertoire, ausgezeichnete Fonts, die höchsten Qualitätsmaßstäben genügen.
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